Unitas-Breslau zu Köln feiert 160-jähriges Bestehen mit besonderem Stiftungsfest

Es sollte das erste abendfüllende Stiftungsfest der Unitas-Breslau zu Köln seit rund fünfzehn Jahren werden — und ein besonderes. Schließlich feierte der KV-Gründungsverein sein 160. Jubiläum, und das mit einer Veranstaltung, die es so wohl lange nicht mehr gegeben hat.

Gleich zu Beginn des Stiftungsfestes, das auf dem Haus von Suevia und Nibelung in der Kölner Biggestraße stattfand, fragten die beiden Präsiden, Bb Martin Behlau (Aktiver) und Bb Mauritius Kloft (AH) in die Runde, um was es sich denn eigentlich handelt, was hier nun gefeiert wird: Eine Kneipe? Ein Kommers? Nein. Alles nicht. So lieferten die beiden Veranstalter auch gleich die Antwort - und zitierten dafür aus einer Unitas-Chronik aus dem Jahre 1889. Denn die Lesevereine kannten „keine großen kostspieligen Kommerse, Aufzüge und sonstige auf das Renommieren und Imponieren angelegte Vergnügungen“.

Deshalb fand die Veranstaltung ohne Wichse, ohne das Tragen von Farben oder eine formelle Chargenabordnung statt. Statt Schlägern läuteten die beiden lediglich mit einer schweren Glocke, um für Ordnung zu sorgen. Alles stilgetreu wie vor einhundertsechzig Jahren.

Beginn mit Glockengeläut

Damals, am 04. März 1863, wurde der Katholische Studentenverein Unitas in Breslau gegründet. Fünfzehn katholische Studenten schlossen sich im überwiegend protestantischen Schlesien zusammen. Wenige Jahre später gründeten sie gemeinsam mit Askania, Arminia, Germania und Walhalla den KV (von denen sämtliche Vereine auch an dem Abend vertreten waren). Der Rest ist Geschichte.

Doch genau die war den Agierenden wichtig. Und vor allem: Was man aus ihr lernen kann. Nicht umsonst stand die Veranstaltung unter dem Motto „Der Blick zurück weist den Weg in die Zukunft“.

Ursprünglich war der frühere Bundestagspräsident und SPD-Politiker Wolfgang Thierse als Festredner vorgesehen, musste jedoch aus terminlichen Gründen absagen. Sein Vater war wie sein Großvater und manch andere Mitglieder der Familie Thierse Mitglied im KStV Unitas zu Breslau - und einer der letzten Senioren vor dem Verbot durch die Nazis.

Wegen der Absage übernahmen die Präsiden gleich selbst die Festreden. Sie gingen vor allem auf das Thema „Comment“ ein _ und wie sich die Unitas und der KV für die Zukunft aufstellen müssen. Denn dass die Unitas-Breslau (so heißen wir seit der Reaktivierung in Köln am 8.12.1951) - und der KV - in hundertsechzig Jahren immer noch existieren, steht alles andere als fest. Bb Martin Behlau stellte die rhetorische Frage: „Wie viel Comment und warum immer dasselbe?“ Auch Bb Kloft thematisierte den Aspekt in seiner Rede, pries vor allem die drei Grundwerte Wissenschaft, Glaube und Freundschaft an. Und er meinte am Ende seiner Rede etwas plakativ, es sei niemandem damit geholfen, dass der Comment nur so zu wahren sei, wenn das Protokoll verunreinigt werde. (Er wählte einen etwas drastischeren Ausdruck, aber der lässt sich an dieser Stelle gerade noch vermeiden)

Unruhe im Saale

Solche Sätze waren es, bei denen ein Raunen durch den Saal ging und bei denen manche Kartellbrüder kurz irritiert waren. Die Diskussionen, die an diesem Abend angestoßen wurden, merkte man auch an den zahlreichen Grußworten der anwesenden KV-Vereine.

Insgesamt verlief der Abend feuchtfröhlich. Lediglich ein chargierender Kartellbruder musste während eines Kolloquiums von den Präsiden des Abends ins Bett gebracht werden: Er war - womöglich aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums - eingeschlafen. Doch solche Momente trübten nicht den Abend, den manche womöglich als kleinen Skandal sahen. Obwohl es lediglich um die Ursprungsideen des KV ging.

„Wir haben im Anschluss viele positive Rückmeldungen bekommen und hoffen, dass wir mit der Veranstaltung zum Nachdenken angeregt haben“, fasste Bb Behlau zusammen. Auch am nächsten Tag, beim gemeinsamen Mittagessen zum 160. Jubiläum, diskutierten die Alten Herren der Unitas, darunter unser im 99. Lebensjahr stehender Ehrenphilister Dr. Heinrich J. Jarczyk (Ott) über die künftige Ausrichtung des Vereins und des KV. Die einhellige Meinung: Der Kartellverband muss moderner werden und sich auf die Zukunft ausrichten. Das Klammern am Comment, das Festhalten an alten Normen und „Weisheiten“, deren Hintergrund und Ursprung niemand kennt, ja, kaum einer hinterfragt, ist tatsächlich nicht zielführend. Einen besonderen Dank (und Blumenstrauß) erhielten hingegen die anwesenden Damen der Unitas-Breslau - wegen denen es womöglich den Verein (und den KV) nicht mehr geben würde. Daher sollten sie an der Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Helmut Polmans (Rhein, Un, E d Nbg, Bor)