Zu lieben heißt, das Glück des anderen wollen

Wenn man bei Google „Liebe“ eingibt, kommt zuerst ein Auszug aus Wikipedia: „Liebe (über mittelhochdeutsch liep, „Gutes, Angenehmes, Wertes“ von indogermanisch *leubh- gern, lieb haben, begehren) ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung.“ Darunter kommen Schlagzeilen von TV Digital wie „Sturm der Liebe“. Weiter unten erscheinen Zeitungsartikel aus der „Süddeutschen” und der „Zeit” mit Titeln wie „Liebe: Die heißeste Verbindung zwischen zwei Menschen.“

Das ist alles Boulevard und zeigt, dass wir nicht mehr wissen, was Liebe ist. Denn wahre Liebe wurde in Europa immer anders definiert als allein über Gefühle und „heiße Verbindungen.“ Das wussten die Antike und auch das Mittelalter: „amare est velle bonum alicui“ – zu lieben heißt, das Gute des anderen wollen (Thomas von Aquin, Summa II,II, 26, 6). Dieser kurze wie wahre Satz macht gleich auf zwei Bestandteile der Liebe aufmerksam: Erstens: Liebe schaut nicht auf sich selbst, sondern auf den anderen. Zweitens: Liebe ist eine Frage des Willens, das heißt des Herzens.

Herzensbildung ist daher ein zentraler Bestandteil, um liebesfähig zu sein. Wer liebt, kann Opfer bringen und ist zur Hingabe fähig. Ohne diese zentralen Tugenden kann keine Ehe, keine Gesellschaft und kein Staat bestehen. Christus hat mit seiner Kreuzigung und Auferstehung die ultimative Antwort auf die Frage des Liebens und Leidens gegeben.

Was für unsere ewige Erlösung gilt, gilt auch für unser irdisches Leben: Männer und Frauen müssen liebesfähig werden, damit Beziehungen möglich werden und vor allem: damit Beziehungen bestehen können.

Die größten Feinde der Liebe sind konstruktivistische Ideologien oder Macht-Ideologien. Sie eint der Wille, die Familie anzugreifen, Männer und Frauen gegeneinander auszuspielen und in Konkurrenz zu setzen. Am Ende steht Verwirrung und Unsicherheit darüber, wer sie sind und was sie sind.

Diese Ideologien leugnen, dass es eine männliche und weibliche Natur gibt. Sie behaupten, eine Revolte mache alles besser, im Umsturz liege die wahre Menschlichkeit, aber das Gegenteil ist wahr. Eben genau die Anerkennung jener männlichen und weiblichen Natur führt zum wahren und tiefen Glück. Daher sind Thesen, die diese Natur leugnen, frauen- und männerfeindlich.

Es gibt moderne Theorien, die Männer zu Frauen und Frauen zu Männern machen – mit der Folge, dass sich Identitätsstörungen entwickeln. Männer und Frauen finden nicht mehr zueinander oder es kommt zu extremen Ausprägungen von Weiblichkeit und Männlichkeit, die toxisch wirken können.

Dann wachsen Liebesunfähigkeit, Tinder-Sex-Dates und Verletzungen im gleichen Maße. Doch es gibt nicht nur den digital, sondern auch den ideology detox: Wir sollten uns von allen Ideologien entgiften, die uns und unserer Liebe schaden. Stattdessen sollten wir erwachsen werden, Verantwortung übernehmen und uns dem zuwenden, was wirklich glücklich macht und erfüllt: wir sollten lieben, das heißt, das Gute des anderen wollen – ein Leben lang.

Josef Jung (Gm)