Der KV hat 1976 in Verfolgung seines Prinzips „Wissenschaft“ einen KV-Förderpreis gestiftet und ihn mit 4.000 Euro ausgestattet.

Er wird jährlich für eine wissenschaftliche Arbeit aus einem Hochschulbereich verliehen und muss das Niveau einer Dissertationsarbeit, einer Staatsexamensarbeit oder einer wissenschaftlichen Publikation in einer anerkannten Fachzeitschrift besitzen. Der KV hat diesem KV-Förderpreis bewusst den Namen „Carl Sonnenschein-Gedächtnispreis“ gegeben. Im Jahre 1976 hätte der große Großstadtapostel von Berlin seinen 100. Geburtstag feiern können. (Er stand im gleichen Alter wie Konrad Adenauer). Am 15. Juli 1876 in Düsseldorf geboren studierte Sonnenschein in Rom Theologie, wurde 1900 zum Priester geweiht, war seit 1906 in der Zentrale des Volksvereins für das katholische Deutschland in Mönchengladbach, begründete 1907 das Sekretariat Sozialer Studentenarbeit (SSS), die Sozialstudentische Bewegung. Er war seit 1918 in Berlin, schuf dort das Allgemeine Arbeitsamt (AA), den Kreis katholischer Künstler (KKK) und weitere der katholischen Volksbildung und dem katholischen Leben dienenden Organisationen. Als er am 20. Februar 1929 allzu früh verstarb hat er ein reiches Erbe hinterlassen.

Der KV hat sich bewusst in die Nachfolge von Carl Sonnenschein gestellt. Er war der Schöpfer des Sekretariats Sozialer Studentenarbeit (SSS), er wollte den Einzelstudenten zur „Studentenklasse“ und zur Hochschule, die „Studentenklasse“ zum Volks- und Staatsganzen (Arbeiterunterricht, soziale Praxis, Sozialstudium u.a.) und das Volksganze zur Einstellung und moralischen Wirkung in der Kulturgemeinschaft der Völker erziehen. Er wollte den Arbeitern helfen. Er war überzeugt, durch das Kennenlernen von Volk und Student würde bei den Studenten und Arbeitern - geistiger Zuwachs vermittelt, die Kastenmauern niedergerissen und das Herrenmenschentum bekämpft. Er war der Meinung, dass soziales Empfinden Pflicht sei, Pflicht der Bildung sowohl vom rein menschlichen als auch vom taktischen Standpunkt aus Pflicht des Staatsbürgers, Pflicht des Christen.

„Ist es nicht eine Schmach“, so fragte Carl Sonnenschein, „wenn wir  uns vor den schwarzen Wolken flüchten, die uns aus den Kaminen des Ruhrgebiets aufqualmen? Eine Schmach, wenn der Glacéhandschuh des Feinen sich weigert, in die schwielige Hand des letzten Eifel-Knechtes zu greifen? Eine Schmach, wenn wir, d.h. die Korporationsstudenten samtene Trinkjacken tragen und zu stumpf sind, an das Elend der Heimarbeiterin zu denken, die vielleicht bis in die Nacht gebeugt an diesem Prunkstück von Jungdeutschland genäht hat?“

Den studentischen Korporationen stand Sonnenschein zunächst skeptisch gegenüber. Ihnen warf er Befangensein in alter Burschenherrlichkeit und geistlosem Bierzeremoniell vor. Es scheint aber, dass die tatsächlichen Verhältnisse an den deutschen Hochschulen Sonnenschein - er hatte ja in Rom studiert - anfänglich einigermaßen fremd waren. Seine Einschätzung der Korporationen mag für eine Reihe von Korporationen einer bestimmten Couleur zutreffend gewesen sein, für die katholischen Korporationen sicher nur zu einem gänzlich unwesentlichen Teil. Die positiven Seiten einer Gemeinschaft von Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, die Bedeutung des Lebensbundes und der Qualität der bundesbrüderlichen Freundschaften vermochte er damals keineswegs angemessen zu würdigen. Diese Einstellung Sonnenscheins zu den Korporationen wandelte sich allerdings schnell, als er in seiner Berliner Zeit durch persönliche Bekanntschaft mit katholischen Korporationsstudenten bemerkte, dass bei diesen aus eigener Überzeugung Sozialarbeit geleistet wurde, die nicht von oben dekretiert werden musste, und ihm ein Forum für seine sozialstudentische Arbeit eröffnet. Er revidierte sein ursprünglich ablehnendes Urteil und fand sich auch bereit, in zwei KV-Korporationen, Askania und Semnonia in Berlin, die Ehrenmitgliedschaft anzunehmen.

Kritisch blieb er dennoch. So rief er 1927 auf der Vertreterversammlung des KV in Fulda seinen Kartellbrüdern entgegen: „Legen Sie die Hellebarden ins Museum, das ihrer mit Recht wartet! Schauen Sie den Dingen ins Gesicht! Europa ist nicht mehr christlich!“ Als Programm forderte er die Mobilmachung der katholischen Intelligenz, im Sozialen, im Wissenschaftlichen, im Politischen.

Sonnenschein war ein Mann des Ausgleichs; seine Bemühungen galten nicht der sozialistischen Gleichmacherei, sondern der organischen Gemeinschaft im Volksganzen. Wenn man Sonnenscheins gesellschaftspolitische Überzeugung auf einen Nenner bringen darf, so lautet diese: „Mittun nicht nörgeln, nicht schelten; dabei sein, eintreten, die Sorgen mittragen, Probleme mit anfassen“ oder - in Schlagworten: „Integration, Ausgleich der Interessen der verschiedenen Stände, Reform statt Revolution.“
Dieses Programm hat auch heute noch seine Gültigkeit. „Congregamini, confortamini, et nolite stare!“ (Jer 4, 5-6), „Schart euch zusammen, steht nicht abseits, und immer vorwärts mit frischem Mut“, dieses Wort der Schrift drückt es anders aus, meint aber dasselbe.